Argentinienaustausch

¿Comprendes español? Und möchtest Du Deine Sprachkenntnisse verbessern? Am liebsten in Lateinamerika? Hast Du Lust auf eine fremde Kultur und ein bisschen Abenteuer?
Schülerinnen und Schülern der 10. und 11. Jahrgangsstufe vermittelt die Spanisch-Fachschaft des SMG einen individuellen Austausch mit deutschen Schulen in Argentinien. Die argentinischen Jugendlichen kommen im Dezember nach Deutschland und gehen gemeinsam mit ihren Gastgeschwistern drei Monate zur Schule. Der Gegenbesuch wird individuell zwischen den Gastfamilien vereinbart und findet meist im 2. Halbjahr der 10. Klasse oder während der Sommerferien und zu Beginn des 11. Schuljahres statt. Wer möchte, kann drei Monate bleiben, aber auch ein kürzerer Besuch ist möglich.

Lili Mackert (11. Klasse) berichtet von ihren Erfahrungen im letzten Schuljahr:
„Der Austausch war sehr intensiv, da wir ja bereits unsere Austauschpartner 3 Monate hier hatten, bevor wie sie besucht haben. So habe ich das Gefühl, dass man sich wirklich sehr gut kennen gelernt hat und nebenbei unglaublich viel über die andere Kultur  gelernt hat. Argentinien war eine einzigartig aufregende Erfahrung. Obwohl mein Spanisch zu Beginn noch unsicher war, habe ich schnell gelernt und nach drei Monaten kann man wirklich von einem Lerneffekt sprechen. Plötzlich konnte ich wirklich ohne große Unsicherheiten kommunizieren und meine Meinung zu anspruchsvolleren Themen darlegen. Sich auf einem völlig fremden Kontinent in einer völlig neuen Kultur auf einmal zurecht zu finden, hat oft große Aufmerksamkeit erfordert, da man sich sehr auf die anderen Gewohnheiten einlassen musste und natürlich versuchen wollte, sich, so gut das nur möglich war, einzufügen. Für uns Kleinstadtjugendliche war selbstverständlich die ganze Atmosphäre, der chaotische aber elektrisierende Großstadttrubel, mal was völlig anderes. Zum Glück hatte ich eine sehr herzliche Gastfamilie, die wirklich ihr Bestes gegeben hat, um mir eine tolle Zeit in Argentinien zu bieten, in der ich das Land mit seinen vielen Facetten kennenlernte. Auch die Schule war gut, aber eben komplett unterschiedlich zum deutschen Schulsystem. Trotzdem war es sehr interessant, zu sehen, was den Alltag unserer Austauschschüler so ausgemacht hat. Da diese nun schon unmittelbar vor ihrem Abschluss stehen, war es ebenfalls sehr spannend zu sehen, wie sie alle schon anfingen, nach Studiengängen zu suchen. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Reisen in den Norden Argentiniens und zu den Wasserfällen in Iguazú, bei denen ich das Land von einer vollkommen anderen Seite kennen gelernt habe. Denn die Hauptstadt Buenos Aires ist einfach sehr europäisch und hält wenig von den Gauchoklischees bereit, die man von Lateinamerika erwartet. Auf den Reisen konnte man vollkommen andere Landschaften, eine andere Kultur, andere Menschen entdecken. Obwohl das natürlich den Erstkontakt mit den argentinischen Schülern etwas erschwert hat, war es oft toll, dass noch viele andere Deutsche zu gleichen Zeit da waren. So konnte man sich immer mit jemandem über die Erfahrungen austauschen und Freundschaften entstanden.
Alles in allem war dieser Austausch eine prima Erfahrung, die ich allen nur empfehlen möchte. Auch wenn so ein Austausch in ein völlig fremdes Land natürlich immer eine sehr anspruchsvolle Angelegenheit ist, da man wirklich versuchen muss, sich anzupassen und in den Familienalltag einzugliedern, ist es eben diese anfängliche Überforderung, die die Zeit so intensiv gemacht hat. Die Konfrontation mit anderen Umgangsarten und Idealen hat dazu geführt, dass man auch wieder mit Abstand auf sein eigenes Leben und die Gewohnheiten gucken kann, um sie zu hinterfragen. Was mich am meisten irritiert hat, war wirklich der Stolz der Argentinier. In manchen Situationen ist das selbstbewusste Auftreten sehr beneidenswert, trotzdem war ich froh, wieder im unpatriotischen, bescheidenen Deutschland anzukommen. Die Reise hat mir also, auch wenn das komisch klingt, auch viel über meine eigene nationale Identität gezeigt und mich merken lassen, dass ich wohl doch viel „deutscher“ bin als ich dachte. Die Teilnehmer beider Länder haben sehr viel über die andere Kultur, aber auch über sich selbst gelernt. Die Sachen, die ich hier nun am meisten vermisse, sind meine Gasteltern und meine „Tía“, den sehr langsamen unübersichtlichen aber irgendwie gemütlichen und unfassbar billigen Nahverkehr, die herzlichen Begrüßungen, bei denen man stets Küsschen bekommt und gefragt wird, wie es einem geht, die Straßenverkäufer und großen Märkte, das ständige Matetrinken, meine deutschen und argentinischen Freunde, die Sprache und die Gelassenheit, mit der man seinen Alltag meistert und nach der Party, die erst um eins so richtig anfängt, um 5 Uhr morgens noch quer durch die Stadt spaziert.“

Fotos von Merle Lescher und Philipp Martin (11. Klasse, Teilnehmer des Austauschs 2012/13)